Pres­se­mit­tei­lung

Stuttgart, 4. März 2021

1700 Jahre geschützter Sonntag” – virtu­elle Fest­ver­an­stal­tung mit Podi­ums­dis­kus­sion zur Landtagswahl

 

Gerne veröf­fent­li­chen wir an dieser Stelle die Pres­se­mit­tei­lung von ver.di  — Landes­ver­band Baden-Würt­tem­berg vom 04.März 2021

 

 

Mehr als 100 inter­es­sierte Bürge­rinnen und Bürger nahmen an der gest­rigen virtu­ellen Fest­ver­an­stal­tung (in Form einer web-basierten Konfe­renz) zum Jubi­läum “1700 Jahre geschützter Sonntag” teil, die von der “Allianz für den freien Sonntag” in Baden-Würt­tem­berg durch­ge­führt wurde.

Den ersten Teil der Veran­stal­tung bildeten zwei Vorträge, gehalten vom Landes­bi­schof der Evan­ge­li­schen Landes­kirche in Baden Prof. Dr. Jochen Corne­lius-Bund­schuh und vom Wirt­schafts- und Sozi­al­wis­sen­schaftler Dr. Jürgen Rinder­spa­cher von der Univer­sität Münster.
Bischof Corne­lius-Bund­schuh charak­te­ri­sierte den Sonntag mit zwei wesent­li­chen Seiten: Er setzt dem Einzelnen wie der Gesell­schaft verläss­lich und regel­mäßig eine für unser Leben notwen­dige, “heil­same” Grenze. Zudem feiern wir am Sonntag, “was uns als gutes Leben verheißen ist”: Der Einzelne kann jenseits des Werktags/Alltags zu sich finden (“Ich bin mehr und anders als das, was ich leisten muss”), die soziale Gemein­schaft wird gestärkt und es findet ein Aufatmen des Einzelnen wie der Schöp­fung insge­samt statt.
Dr. Jürgen Rinder­spa­cher beleuch­tete den freien Sonntag aus sozio­lo­gi­scher Sicht als eine reli­giös fundierte Zeit­in­sti­tu­tion, die anhal­tend kultu­rellen Verän­de­rungen (wie z. B. Digi­ta­li­sie­rung, online-Handel) ausge­setzt ist. Sonn­tags­ruhe in einer demo­kra­ti­sierten Gesell­schaft könne nicht nur von oben verordnet werden, sie brauche die Akzep­tanz in der Gesell­schaft. Der freie Sonntag sei heute “weniger Gebot, mehr Angebot”. Eine wich­tige Heraus­for­de­rung sei, ob und wie es uns gelingt, andere Reli­gionen mit ihren Feier­tagen in unsere Feier­tags-/Sonn­tags­kultur zu inte­grieren.
Im Hinblick auf den wach­senden Online­handel an Sonn- und Feier­tagen warf Dr. Rinder­spa­cher die Frage auf, ob hier nicht gesetz­liche Einschrän­kungen zum Schutze des statio­nären Handels erfor­der­lich seien.

Im zweiten Teil der Veran­stal­tung und im Hinblick auf die anste­hende Land­tags­wahl am 14. März disku­tierten Andrea Lind­lohr MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Katrin Schütz, Staats­se­kre­tärin im Wirt­schafts­mi­nis­te­rium Baden-Würt­tem­berg (CDU), Daniel Born MdL (SPD), Prof. Dr. Erik Schwei­ckert MdL (FDP), Bischof Jochen Corne­lius-Bund­schuh (ev. Landes­kirche Baden), Martin Gross (ver.di) und Wolf­gang Herr­mann (Allianz f. d. freien Sonntag, kath. Betriebs­seel­sorge Rotten­burg-Stutt­gart) in Form einer virtu­ellen Podi­ums­dis­kus­sion zum freien Sonntag.

Die hohe kultu­relle wie soziale Bedeu­tung des freien Sonn­tags wurde von allen Podi­ums­teil­neh­me­rInnen grund­sätz­lich betont.
Dagegen ergaben sich abwei­chende Aussagen zur Frage, ob in Pande­mie­zeiten und zeit­lich begrenzt zur Unter­stüt­zung des statio­nären inner­städ­ti­schen Einzel­han­dels Sonn­tags­öff­nungen leichter ermög­licht werden sollten. Andrea Lind­lohr wie auch Erik Schwei­ckert spra­chen sich hierfür aus. Eine klare Absage erteilte Martin Gross: “Kleine und mittel­stän­di­sche Einzel­händler würden nicht von Sonn­tags­öff­nungen profi­tieren. Im Gegen­teil: Sonn­tags­ver­kauf rechnet sich nicht ohne eine größere Begleit-Veran­stal­tung, die die Menschen anzieht. Wir müssen die großen Inter­net­händler wie Amazon wirksam besteuern.“
Staats­se­kre­tärin Schütz lobte die aktu­elle gesetz­liche Rege­lung zur Sonn­tags­öff­nung und betonte, dass die Einzel­händler kein Inter­esse an geplanten Sonn­tags­öff­nungen hätten, die vor Gericht keinen recht­li­chen Bestand haben würden.

In der “Allianz für den freien Sonntag” in Baden-Würt­tem­berg haben sich gewerk­schaft­liche und kirch­liche Orga­ni­sa­tionen zu einem Bündnis für sozi­al­ver­träg­liche Arbeits­zeiten zusam­men­ge­schlossen. Sie ist Teil der auf Bundes­ebene ins Leben geru­fenen “Allianz für den freien Sonntag”.

Dazu gehören:
• Katho­li­sche Arbeit­neh­mer­be­we­gung (KAB) Erzdiö­zese Frei­burg und Diözese Rotten­burg-Stutt­gart • Arbeit­neh­mer­seel­sorge Erzdiö­zese Frei­burg • Betriebs­seel­sorge Diözese Rotten­burg-Stutt­gart • Kolping Landes­ver­band Baden-Würt­tem­berg • Evan­ge­li­sche Arbeit­neh­mer­schaft (EAN) der Evan­ge­li­schen Landes­kirche in Baden • Kirch­li­cher Dienst in der Arbeits­welt (KDA) der Evan­ge­li­schen Landes­kirche in Baden • Kirch­li­cher Dienst in der Arbeits­welt (KDA) der Evan­ge­li­schen Landes­kirche in Würt­tem­berg • Verei­nigte Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di) • Deut­scher Gewerk­schafts­bund (DGB)

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Verant­wort­lich:
Wolf­gang Krüger, Fach­be­reich Handel
ver.di Landes­be­zirk Baden-Würt­tem­berg
tHeo.1, Theodor-Heuss-Straße 2, 70174 Stutt­gart
Tel.: 0711/88788–122, Mobil.: 0151/14657219
e‑mail: mailto:wolfgang.krueger@verdi.de https://handel-bawue.verdi.de/

 

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