Sonntags-Impuls Juli / August

von Erwin Helmer, Betriebs­seel­sorger, Augsburg

Wird ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Sonntags der arbeitsfreie Sonntag abgeschafft?

Am 3.März 2021 wurde der Schutz des Sonn­tags genau 1700 Jahre alt. Damit begann eine Zeit­struktur, die bis heute an Bedeu­tung nichts einge­büßt hat. Deshalb feiern wir, die „Allianz für den freien Sonntag“, in diesem Jubi­lä­ums­jahr das ganze Jahr über mit viel­fäl­tigen krea­tiven Aktionen dieses Ereignis.

Was aber vor genau 1700 Jahren ein großer Fort­schritt für die Mensch­heit war, soll nun nach dem Willen des Handels­ver­band Deutsch­land ‑HDE e.V. jetzt weit­ge­hend abge­schafft werden. 100 Tage vor der Bundes­tags­wahl fordert der HDE: „Sonn­tags­shop­ping darf kein Tabu sein“ Kurz­fristig sollen die Händler zum Ausgleich für die langen Lock­downs, in denen die Laden­türen geschlossen waren, für den Rest des Jahres auch sonn­tags öffnen dürfen. Ähnlich argu­men­tiert die FDP, sie will die Wirt­schafts­kräfte nun wieder „entfes­seln“. Dabei scheut sie sich nicht davor, das Grund­ge­setz zu ändern und den Sonn­tags­schutz in Artikel 140 GG einzu­schränken. Sonn­tags­öff­nungen ohne trif­tigen Grund und ohne einen begrün­deten Anlass sollen in Zukunft möglich sein. Genau dies haben jedoch die obersten Bundes­ge­richte in den letzten Jahren defi­nitiv ausge­schlossen. Aber das inter­es­siert offen­sicht­lich weder die FDP noch den HDE. Inso­fern kann unsere Forde­rung nur heißen: „Lasst den Sonntag in Ruh‘!“

Unsere Aktionen im Jubiläumsjahr

Trotz der Einschrän­kungen durch die Coro­na­krise ist es uns gelungen, den 1700.Jubiläumstag am 3.März 2021 gebüh­rend zu feiern und damit deut­liche Zeichen für den Sonn­tags­schutz zu setzen. Im Live­stream aus Berlin hörten und sahen mehr als eintau­send Menschen die Vorträge des bekannten Jour­na­listen und Kolum­nisten Professor Heri­bert Prantl und unseres Rechts­an­walts Fried­rich Kühn, der mehr als hundert Rechts­ver­fahren zum Sonn­tags­schutz erfolg­reich durch­kämpfte. Dazu gab es unter anderem sehr schöne Gruß­worte von Arbeits­mi­nister Hubertus Heil, den Bischöfen Georg Bätzing und Hein­rich Bedford-Strohm, Kardinal Rein­hard Marx, DGB-Vorsit­zendem Reiner Hoff­mann — nach­zu­sehen über www.allianz-fuer-den-freien-sonntag.de

1700 Jahre Sonntag ‑unsere Aktion geht weiter!

Schon aber stehen die Feinde des Sonn­tags auf der Matte und nützen jede neue Chance, um die Geister zu verwirren. Deshalb wird die Sonn­tags­al­lianz sich weiter verstärken durch regio­nale Bünd­nisse, durch Aktionen und Kampa­gnen – gerade jetzt im Vorlauf zur Wahl des Bundes­tags im September. Am besten wir erneuern die KAB-Aktion unter dem Motto: „Wer den Sonntag nicht ehrt, ist meine Stimme nicht wert!“

Folgende Schwer­punkte unserer Aktionen sehe ich:

  1. Die Bedeu­tung des gemein­samen freien Sonn­tags braucht gute alte Begrün­dungen und gute neue Begrün­dungen. Sonntag ist ein starker Schutz­damm des Menschen und seiner Gemein­schaften, ein Leucht­turm der Soli­da­rität, ein Symbol der Frei­heit, ein Zeichen der leben­digen Demo­kratie, ein Geschenk des Himmels. Das gilt es im Dialog neu zu entdecken.
  2. Wir brau­chen weiterhin die Unter­stüt­zung zahl­rei­cher Gemein­schaften und Orga­ni­sa­tionen, insbe­son­dere aus Kirchen und Sozi­al­ver­bänden, Gewerk­schaften, Kultur- und Sport­ver­bänden. Dazu haben wir unseren News­letter und unsere Home­page der Bundes­al­lianz und regio­nale Vernet­zungen geschaffen und arbeiten weiter daran.
  3. Eine neue „Akti­ons­hilfe“ für Aktionen in Gemeinden, Kirchen und Verbänden gibt viele Anre­gungen und Tipps für weitere krea­tive Aktionen im Jubi­lä­ums­jahr des Sonn­tags. Von der „Liege­stuhl­ak­tion“ bis zum „Auftritt des Römers und Verle­sung des Sonn­tags­edikts“, von der „Ausstel­lung mit Sonn­tags­bil­dern“, bis zum gestal­teten „Sonn­tags­spa­zier­gang“ oder Sonn­tags­got­tes­dienst — alles zu finden als Down­load in dieser Homepage!

In diesem Sinne lasst uns feiern und dabei gleich­zeitig hell­wach sein!

Zum histo­ri­schen Hinter­grund des Sonntagsediktes:

Rom, 3.März 321. Der römi­sche Kaiser Konstantin verfügt per Edikt: „Alle Richter, Stadt­leute und Gewer­be­trei­benden sollen am vereh­rungs­wür­digen Tag der Sonne („dies solis“) ruhen“.

Cagliari (Sardi­nien), 3.Juli 321. Die erste histo­risch bekannte Umset­zung des Edikts erfolgt mit einem weiteren Edikt. Sonntag ist arbeits­frei, aber die Frei­las­sung von Sklaven an Sonn­tagen wird ebenso erlaubt wie die Entlas­sung von jungen Menschen aus „väter­li­cher Gewalt“.)

 

In regel­mä­ßigen Abständen finden Sie hier unsere Sonntags-Impulse

 

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