Industrie- und Handelskammer Köln
Foto: IHK / Olaf Wull-Nickel
Sonntagsverkauf vom Tisch!?
Wirtschaftsverband zeigt sich einsichtig
In einem aktuellen Positionspapier prangert die IHK-Köln die Leerstände in den Innenstädten an – und die liegen offenbar nicht im sonntäglichen Verkaufsverbot.
“Während der Online-Handel boomt, melden immer mehr stationäre Unternehmen Insolvenz an. Geschäfte schließen, Ladenlokale stehen dauerhaft leer. Die Corona-Pandemie beschleunigt den tiefgreifenden Wandel, den Metropolen und ihre Regionen erfahren. Ein Blick in die Kölner City offenbart jedoch, dass die Probleme auch noch ganz woanders liegen“, resümiert der IHK-Ausschuss für Stadt- und Regionalentwicklung und fordert ganzheitliche Konzepte und eine strategische Planung für die Wiederbelebung der Zentren.
Nachhaltig und sozial geht auch ohne Sonntagskommerz
Einladende Gastronomie und ansprechend gestaltete Einzelhandelsgeschäfte, zwischendrin gepflegte Grünflächen mit Bänken zum Verweilen, so stellt sich der IHK-Ausschuss eine künftige Stadtplanung vor. Keine Frage: Wer durch die Kölner Innenstadt und die Zentren der umliegenden Kommunen flaniert, soll kaufen, nicht Verweilen. Dabei seien es genau diese Merkmale, die Aufenthaltsqualität schüfen, Innenstädte belebten und kaufkräftige Kundschaft anzögen, so die IHK. Darin sind sich auch Expert:innen längst einig. Ein Blick allein in die Kölner Einkaufsstrassen zeigt indes: Läden stehen leer, statt kleiner Geschäfte haben uniforme Ketten die Herrschaft übernommen, dazwischen Fast-Food-Läden statt echter Gastronomie und zahllose Billgläden. Plätze zum Verweilen? Ausgelistet!
Unter dem Strich lasse die Aufenthaltsqualität in Köln und vielen Städten in der Region sehr zu wünschen übrig, erklärt Johannes Schilling, Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Stadt- und Regionalentwicklung. Genau die sei aber entscheidend, um dem boomenden Online-Handel entgegenzuwirken. „Eine Metropole definiert sich als Stadt mit einer großen City, die sich durch Qualität auszeichnet. “Zwar seien Missstände wie der zunehmende Leerstand selbst in Premium-Lagen durch die Corona-Pandemie beschleunigt worden, bekräftigt Schilling. „Die Probleme haben sich aber definitiv schon vorher abgezeichnet.“ Schilling fordert, wie es umsichtige Architekten schon lange tun, eine „Erlebniswelt Innenstadt“ zu schaffen. „Wir sind davon überzeugt, dass wir Bürger:innen und Besucher:innen einen Mehrwert bieten müssen. Das könnten überraschende Shopping-Konzepte wie Pop-up-Stores sein, also Geschäfte mit wechselnden, zeitlich begrenzten Angeboten, die kurzfristig in leerstehenden Ladenlokalen eröffnen könnten. Aber auch Events sowie sportliche und kulturelle Angebote gehören nach Ansicht führender Expert:innen in eine attraktive Innenstadt, die auch jüngere Menschen anziehen soll.”
Corona als Ansporn
Die IHK sieht die Coronakrise als Chance für eine Revitalisierung der Innenstadt. Ein facettenreicher Mix entstehe auch dadurch, dass Menschen die Möglichkeiten haben, in der Mitte ihrer Stadt zu leben. Dafür sieht der Ausschuss auch die Immobilienbesitzer:innen in der Pflicht, die sich in puncto Mietpreise bewegen müssten. Leerstehende Gewerbeimmobilien könnten kurzfristig zu Wohnraum umgenutzt werden. Ideen, die allerdings seit langem auf dem Tisch liegen. Neu ist, dass sich ein Wirtschaftsverband in dieser Deutlichkeit äußert und dem Sonntagsverkauf keinen Raum mehr gibt.
Weitere Beiträge und Nachrichten
Hier finden Sie Ihre Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bei Kirchen, Gewerkschaften und Verbänden.
Wir informieren Sie regelmäßig über Aktionen, Kampagnen und Meinungen zum Thema Sontagsschutz. Hier finden Sie unsere letzten Pressemeldungen sowie weiterführende Materialien zum Download.