Panikkäufe nicht nur bei Klopapier
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Geschenkepanik!
Sonntag 19. Dezember 2021 — 4. Advent
Was der Hype um Klopapier mit dem heutigen Sonntag zu tun hat
Als der US-amerikanische Talk-Master Johnny Carson heute vor 48 Jahren in seiner Show behauptet, Klopapier ginge aus, kommt es zu einer Massenhysterie und Panikkäufen.
Die Bilder leerer Regale sind indes so alt nicht. Auch in Corona-Zeiten kam und kommt es zu Hamsterkäufen — neben Klopapier auch bei Nudeln, allerlei Konserven, Kerzen und Streichhölzer. Was aber wollen die Menschen mit all den Dingen, die sie in Unmengen horten? Untersuchungen von Konsumforschen haben ergeben, daß die Käufer vor allem Sicherheit kaufen wollen. Wenn die Welt da draußen auch untergeht, will man es selbst wenigstens satt und sauber haben.
Weihnachten — das Fest der Geschenke
Beobachtet frau/man den derzeitigen Weihnachtstrubel, ergibt sich das gleiche Bild. Geschenke sind heute weniger Ausdruck von Wertschätzung, als mehr Symbol und Forderung, sich des anderen, seiner Aufmerksamkeit, seiner Zuneigung und Wohlgefallens zu versichern. Und bestimmt gibt es dann auch ein Geschenk zurück. Es darf daher auch gern etwas mehr sein — eine einzige Gabe, wie sie einst die Heiligen Drei Könige darbrachten, ist heute, wie mit leeren Händen dazustehen.
Weihnachten — das Fest der Gier
Weihnachtsgebäck schon im September, Weihnachtswerbung bereits im Oktober: Geradezu penetrant erinnert uns die Wirtschaft an einen der höchsten Feiertage und triggert unsere Gier nach “Sicherheit” — nur das in der Werbung sämtliche christlichen Symbole fehlen. Immer weniger Menschen denken an den ursprünglichen Sinn, sollen es auch gar nicht. Sie könnten ins Nachdenken kommen. Zum Beispiel daran, daß Jesus die Händler aus dem Tempel warf, die um des schnöden Mammons willen selbst heilige Stätten vergewaltigten. Und wer keine Tradition mehr hat, der findet auch nichts dabei, den Sonntag zu missbrauchen und zum Verkaufstag zu machen, ja selbst die Weihnachtstage für den Konsum freizugeben (wie vor einigen Jahren diskutiert).
Weihnachten — das Fest der Arbeit
Die schleichende Aushöhlung von Sonn- und Feitetagen macht sich auch an der “Arbeitsbereitschaft” von immer mehr Menschen fest. Eine soeben veröffentlichte Umfrage des Digitalverbandes Bitkomm ergab Folgendes: Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Berufstätigen sind an den Feiertagen selbst dann dienstlich erreichbar, wenn sie Urlaub haben. Demnach sind Männer mit 59 Prozent häufiger erreichbar als Frauen mit 48 Prozent und Berufstätige zwischen 50 und 64 Jahren mit 60 Prozent eher als die unter 30-Jährigen mit 34 Prozent. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die während des Weihnachtsurlaubs erreichbar sind, wollen damit vor allem die Erwartungen anderer erfüllen. So meint über die Hälfte (55 Prozent) von ihnen, dass ihre Vorgesetzten dies erwarten würden. „Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen vor allem dort, wo der Arbeitsplatz nur wenige Meter von der eigenen Couch entfernt ist“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist jedoch für das eigene Wohlbefinden und auch für eine gute Arbeitsleistung wichtig. Arbeitgeber sollten dafür die nötigen Voraussetzungen schaffen, indem sie klare Regeln zur Erreichbarkeit kommunizieren und während der Urlaubszeiten funktionierende Vertretungslösungen organisieren, gerade auch zum Jahreswechsel.“ Recht hat der Mann!
Sind uns Traditionen schnuppe?
Braucht es denn überhaupt Geschenke an Weihnachten? Ja sicher, aber auch hier gilt: Warum? Und wieviel? So kann ein symbolisches Geschenk, eine Blume, etwas Selbstgemachtes, eine Umarmung die Herzen mehr berühren als so manch teurer Artikel. Oder wie es einst der römische Philosoph Seneca in einem Brief an seinen Freund und Schüler Lucilius über das Wünschen riet: Entnimm alles Dir selbst! So wenig es auch sein mag, es wird stets genug sein, wenn wir das, was uns fehlt, bei uns selbst suchen; denn es macht einen Unterschied aus, Lucilius, ob Du etwas nicht entbehrst oder es gar nicht besitzest. Bedenke bei allen Dingen ihren Zweck, und Du wirst auf das Überflüssige verzichten. Niemals ist wenig, was genug ist, und niemals ist viel, was nicht genug ist …”
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