Foto: Stadt Leverkusen
Was sind Wahlversprechen wert?
Rat der Stadt Leverkusen genehmigt 12 verkaufsoffene Sonntage in 2022
07.10.2021 - Mit Ausnahme der FDP-Bundestagsfraktion wollen alle Parteien am Sonntagsschutz strikt festhalten, hat eine Anfrage der Sonntagsallianz vor der Bundestagswahl ergeben. Die Realität in den Kommunen und Stadträten sieht mitunter anders aus.
„Es ist etwas anderes, wenn man in Berlin Entscheidungen trifft und in der Kommune lebt“
(SPD-Fraktionvorsitzende Milanie Kreutz)
Es sei der Corona-Situation geschuldet, so das Fazit der SPD-Fraktion im Leverkusener Stadtrat, dass im nächsten Jahr 12 verkaufsoffene Sonntage im Stadtgebiet erlaubt werden, entzerrt auf drei Stadtteile mit jeweils vier Sonntagsöffnungen. In der Grünen Ratsfraktion sei darüber ebenfalls lange diskutiert worden, so Stadtratsmitglied Dirk Danlowski. Offene Läden am Sonntag böten die Möglichkeit, die Pandemie-bedingten Umsatzeinbrüche wenigstens ein bisschen zu füllen. Auch die Leverkusener Bürgerliste stimmte mit ja. „Die Sonntage sind eine wichtige Einnahmequelle. Die sollte man nicht verstopfen“, erklärt Fraktionschef Erhard Schoofs. Einstimmig dagegen waren die Klimaliste und die Links-Fraktion. Man gehe davon aus, dass die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft erneut vor Gericht ziehen und auch wieder obsiegen werde. Und: Der Einzelhandel leide unter der Abwanderung seiner Kunden ins Internet. Gegen diesen Megatrend könne man mit ein paar verkaufsoffenen Sonntagen auch nichts ausrichten.
SPD dafür und dagegen
Wie gespalten die Parteien in Sachen Sonntagsöffnungen sind, zeigt die SPD-Fraktion im Leverkusener Stadtrat. Auf Nachfrage der Sonntagsallianz bestätigt Fraktionsvorsitzende Milanie Kreutz das unterschiedliche Abstimmverhalten. Sie selbst habe zwar dafür gestimmt, aber nur vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, „weil die letzten zwei Jahre für den Einzelhandel und deren Beschäftigte ein besonderes Problem waren und wir ein Zeichen setzen wollten.“ Sie sei froh, dass es einen Tag in der Woche gebe, an dem man nichts erledigen könne. Sie glaube auch nicht, dass der Sonntag generell helfen würde, den Einzelhandelsumsatz zu stärken und den Online-Handel einzudämmen. „Sofern es Überlegungen gibt, die Sonntagsöffnungen aufzuweichen, bin ich strikt dagegen. Wir müssen andere Wege finden, den Einzelhandel in den Städten zu stärken, das macht nicht der verkaufsoffene Sonntag.“
Bröckelt der Widerstand auch in der SPD?
Allerdings befürchten Kritiker, dass durch solche Aktionen der Sonntagsschutz schleichend ausgehebelt wird. Zwar kenne man auch das Bundesverfassungsgerichtsurteil, ist aus Leverkusener SPD-Kreisen keinesfalls selbstkritisch zu hören. Aber auch solche Urteile müssten den Zeitgeist berücksichtigen und seien daher nicht in Stein gemeißelt.
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