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Der Juli-Impuls
Zeit zum Durchschnaufen! Urlaub Ferien und Sonntagsruhe
Von Betriebsseelsorger Erwin Helmer, Augsburg
Urlaub, Sommer, Sonne, baden, wandern, abschalten, feiern, genießen! Wie haben wir uns danach gesehnt, dies alles wieder einmal ohne Maske genießen zu können. Jetzt scheint wieder alles möglich. Und ich freu mich darauf.
Ja, die Zeit der Pandemie hatte viele von uns fest im Griff. So isoliert waren wir schon lange nicht mehr. So auf uns selbst zurückgeworfen, so depressiv und so verwirrt auch nicht. So gespalten und in „Blasen“ gefangen auch nicht. Ich höre, dass psychische Auffälligkeiten und depressive Phasen bei Kindern und Jugendlichen um 20 bis 30 Prozent zugenommen haben. Ich erfahre, dass viele Menschen in der Coronazeit total vereinsamt sind. Und ich empfinde, dass die Menschen insgesamt aggressiver geworden sind. Vielleicht mitverursacht durch Vereinsamung, Hass im Internet und sensationsgierige Medien. Wie gut tut es da, endlich einmal wieder durch zu schnaufen, durch zu atmen, abzuhängen und zu sich zu finden. Gott sei Dank besitzen wir noch einige Zeiten, die uns gehören. An denen wir frei sind und frei haben. An denen auch die anderen frei sind und frei haben. In der Urlaubszeit jedenfalls haben die meisten Menschen diese Freude. Vor allem die geplagten Schülerinnen und Schüler.
Sonntag – der Tag zum Durchschnaufen
Ein paar Wochen Urlaub im Jahr ist wunderbar, aber es wäre zu wenig für die menschliche Seele, für körperliches und geistiges Wohlbefinden. Deshalb gibt es jede Woche einen Tag, der uns durchschnaufen lässt — den Sonntag! Wer ihn auch eingeführt hat, es muss ein sehr kluger Kopf gewesen sein. Dem es klar war, dass der Mensch schöne, gemeinsame Pausen braucht. Pausen zum Abschalten, den Kopf frei zu bekommen, die Sinne zu schärfen, zu entspannen und zu regenieren.
Ein Blick in die Geschichte zeigt uns die Entwicklung an, die bis zum heutigen Sonntag geführt hat. Schon vor 5 000 Jahren hatten die Menschen im Gebiet des heutigen Irak bereits einen 7‑Tage-Rhythmus und eine 7‑Tage-Woche. Die Israeliten feierten vor 3 300 Jahren die gelungene Flucht vor dem ägyptischen Diktator und Pharao. Der „Sabbat“, der „Aufhörtag“, war geboren, als Befreiungsfest von Fronarbeit und Ausbeutung. Denn Gott (Jahwe) greift in die Geschichte ein und rettet das Volk Israel aus Knechtschaft und Sklaverei. Vor gut 2 000 Jahren begannen die Christen den Tag nach dem Sabbat als ihren Tag zu feiern, den Tag der Auferstehung Jesu Christi – den „Herrentag“, die „Domenica“. Vor genau 1 701 Jahren wurde der „dies solis“ im Römischen Reich zum arbeitsfreien, „staatlich“ geschützten Feiertag. Und heute? Heute wollen ihn geldgierige, kulturlose, menschenfeindliche, gesundheitsschädigende, egoistische, profitorientierte, demokratiefeindliche Kräfte wieder abschaffen. Lassen wir uns diesen besonderen Tag nicht nehmen. Den Tag zum Durchschnaufen, den Tag zum Entspannen und Genießen!
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