Foto: ARD

 

Verschnaufen in den Krisen

Warum gemeinsame Zeiten jetzt so wichtig sind

Gerade in den Wintermonaten und unter dem Eindruck von Krisen bleibt unsere gemeinsame Zeit wichtig für uns. 
Von Sebastian Alt, Projektreferent KAB Diözesanverband Limburg e.V.

 

Lassen wir die Nach­rich­ten­lage der letzten Zeit Revue passieren, wirkt sie als eine Anein­an­der­rei­hung von Krisen, die eigent­lich nur Ausnah­me­si­tua­tionen sein sollten. Eine Pandemie, die scheinbar zu einer gesell­schaft­li­chen Spal­tung geführt hat. Ein Krieg in Europa — in einer Dimen­sion, welche vor einigen Jahren noch unvor­stellbar schien. Und die ökolo­gi­sche Krise.

Während all diese Ereig­nisse viel­leicht in der Vergan­gen­heit zu einem stär­keren Zusam­men­halt geführt haben, scheinen sie die heutige Gesell­schaft ausein­an­der­zu­treiben. Gut möglich, dass es auch nur die Perspek­tive des Autors ist, der in den opti­mis­ti­scheren 90er Jahren geboren wurde (wobei diese viel­leicht auch nur im Rück­blick opti­mis­ti­scher waren). Diese Sicht mischt sich mit all den vielen kleinen Aufgaben des Alltags, die belas­tend sein können in den dunklen, kalten Winter­mo­naten, die noch einmal bedroh­li­cher daher­kommen, falls das Land auf eine Ener­gie­krise zusteuert.

Am liebsten würde man sich zurück- und die Decke über den Kopf ziehen — seinen eigenen „Safe Space“ kreieren; ein Konzept über das sich zwar viele amüsieren, das aber zuweilen attraktiv sein kann. Solch ein Rückzug ist natür­lich frag­würdig. Egal, wie die Nach­richten und die persön­liche Situa­tion sind: Man muss doch raus in die Welt, um in ihr zu leben, teil­zu­haben, kurzum: um gesell­schaft­lich enga­giert zu sein.

Wo sind die „sicheren Häfen“ ?

Aller­dings bedarf es durchaus zumin­dest eines „sicheren Hafens“, von dem aus man die Welt betrachten und gestalten kann, und sei es auch nur, um sich dem eigenen, alltäg­li­chen Tages­ab­lauf zu stellen, in welchem man die unru­higen Gewässer hinter sich lassen und warten kann, bis es sich wieder gut anfühlt, in die Welt hinaus­zu­ziehen. Familie, Freunde, Vereine und Kirchen bilden hier Rück­halt, Anker, Ruhe und Frieden. Und Zeit!

Zeit, um im Kreis seiner Lieben zu sein — idea­ler­weise im warmen Zimmer des Hauses. Zeit, um Familie zu leben. Zeit, um sich zu rege­ne­rieren und zu erholen. Aber auch Zeit für sich — ein Luxus, den nicht viele haben und zu unter­scheiden ist von Einsamkeit.

Auch im kommenden Jahr warten Heraus­for­de­rungen auf uns oder auch Schick­sals­schläge. Umso wich­tiger bleibt die Zeit an Sonn­tagen, Feier­tagen und in den freien Zeit­fens­tern inner­halb der Arbeits­woche. „Sichere Häfen“, um zu sich zu kommen. Erst mit dieser Sicher­heit können die Belas­tungen unseres Lebens, aber auch die häufigen schlechten Nach­richten aus der Welt uns weniger anhaben. Zeit­fenster sind nicht dazu da, um sich dauer­haft zurück­zu­ziehen. Es sind stär­kende Pausen, die das Indi­vi­duum und die Gesell­schaft unbe­dingt benö­tigt, um den Hafen dann auch wieder sicher verlassen zu können und aufzu­bre­chen zu Neuem, sich und die Gesell­schaft ein Stück zu verbes­sern. Diese Zeiten machen uns stark und bereit, mit ihnen gelingt es, uns in unserem Alltag zu verorten und Heraus­for­de­rungen zu meis­tern. Es sind Verschnauf­pausen, Oasen der Ruhe und sie führen uns wieder mehr zusammen.

In der Hoff­nung, dass möglichst viele Menschen diese Zeit finden und sich dafür einsetzen, dass nicht jede Minute unseres Lebens vertaktet und verwirt­schaftet wird, sondern dass wir uns diese Frei­heit behalten, die uns für die kommenden Aufgaben stärkt, wünsche ich im Namen des ganzen Teams der Sonn­tags­al­lianz ein geseg­netes Weih­nachts­fest und erfolg­rei­ches, schönes Neues Jahr! Ihnen bei allem was Sie tun – und sei es in der Ruhe – eine stets glück­liche Hand.

 

 

Weitere Beiträge und Nachrichten

 

Anlasslos am Sonntag shoppen

Die säch­si­sche AfD-Frak­­tion wollte dem Anlass­bezug für Sonn­tags­öff­nungen einen Riegel vorschieben — und ist gescheitert.

Sonntags-Impuls September / Oktober

Unser aktu­eller Sonn­tag­s­im­puls kurz vor der Bundestagswahl

Offener Brief an die Kanzerkandidat*innen

Wir wenden uns vor der Bundes­tags­wahl in einem offenen Brief an die Kanz­ler­kan­di­datin und Kanz­ler­kan­di­daten von CDU/CSU, SPD und Grünen mit der Auffor­de­rung, sich für die Bewah­rung des grund­ge­setz­lich garan­tierten Schutzes des arbeits­freien Sonn­tags einzusetzen.

Sonntags-Impuls Juli/ August

Schon aber stehen die Feinde des Sonn­tags auf der Matte und nützen jede neue Chance, um die Geister zu verwirren. Deshalb wird die Sonn­tags­al­lianz sich weiter verstärken durch regio­nale Bünd­nisse, durch Aktionen und Kampa­gnen – gerade jetzt im Vorlauf zur Wahl des Bundes­tags im September.

Diskussion um Sonntagsöffnungen auf Twitter

Kaum Zustim­mung, viele Argu­mente dagegen — lesen Sie hier die Reak­tionen auf Twitter zur Forde­rung nach mehr Sonntagsöffnungen

Sonntags-Impuls Mai

Mit ersten Kund­ge­bungen und Aktionen vor den regio­nalen Arbeit­ge­ber­ver­bänden und Streiks beim Online-Giganten Amazon haben Ende April und Anfang Mai die Tarif­ver­hand­lungen im Handel begonnen.

Betriebsseelsorge der Diözese Augsburg startet Podcastreihe zum Thema Sonntag

Mit scharfer Miss­bil­li­gung und Unver­ständnis reagiert der Bundes­präses der Katho­li­schen Arbeit­neh­mer­be­we­gung Deutsch­lands (KAB), Stefan Eirich, auf den Vorstoß des Arbei­t­­ge­­ber­einzel-handels­­ver­­­bands HDE.

Beitrag im Deutschlandfunk: Kulturgut Innenstadt — Wie kommt wieder Leben in die City?

Zum Thema/Bildunterschrift Im Deutsch­land­funk wird des Öfteren zu Themen rund um Stadt­ent­wick­lung gesendet. Wir empfehlen diesen Sender aus diesem Grunde, da so die kontro­vers geführte Diskus­sion um Sonn­tags­öff­nungen im Rahmen attrak­tiver Stadt­ent­wick­lung eingeordnet…

KAB: Bessere Bezahlung statt mehr Arbeit am Sonntag

Mit scharfer Miss­bil­li­gung und Unver­ständnis reagiert der Bundes­präses der Katho­li­schen Arbeit­neh­mer­be­we­gung Deutsch­lands (KAB), Stefan Eirich, auf den Vorstoß des Arbei­t­­ge­­ber­einzel-handels­­ver­­­bands HDE.

Walter-Borjans: Wochenend-Arbeit einschränken

Der SPD-Vorsi­t­­zende Norbert Walter-Borjans kriti­siert die wach­sende Wochen­end­ar­beit:„… die Erwar­tungen der Konsum­ge­sell­schaft an die Verfüg­bar­keit mensch­li­cher Arbeit rund um die Uhr haben ein Ausmaß ange­nommen, das ein Umdenken drin­gend notwendig macht.“

Hier finden Sie Ihre Ansprech­part­ne­rinnen und Ansprech­partner bei Kirchen, Gewerk­schaften und Verbänden.

Wir infor­mieren Sie regel­mäßig über Aktionen, Kampa­gnen und Meinungen zum Thema Sontags­schutz. Hier finden Sie unsere letzten Pres­se­mel­dungen sowie weiter­füh­rende Mate­ria­lien zum Download.