Foto: NRW Wirtschaftsministerium
Grüne für mehr Sonntagsverkauf
NRW Wirtschaftsministerin häutet sich
Sonntagsallianz 29.9.22 – Wie ernst und seriös es politische Parteien mit ihren Forderungen meinen, zeigt sich stets bei einem Wechsel von der Oopposition in die Regierungsverantwortung. Aktuellster „Umfaller-Fall“: Die Grünen in NRW.
Wer als Verfechter des freien Sonntags geglaubt hatte, es könnte nach der Verabschiedung des sogenannten „Entfesselungspaktes“ in NRW durch die damalige CDU/FDP Landesregierung nicht schlimmer kommen, irrt. Der seinerzeitige FDP Wirtschaftsminister Pinkwarth wollte der Erweiterung des Sonntagsverkaufs Tür und Tor öffnen. Eine rechtswidrige politische Entscheidung, urteilte das Oberverwaltungsgericht Münster und wies die Regierung in die Schranken. Nun bereitet die jetzt amtierende Wirtschaftsministerin Nora Neubaur von den Grünen offenbar einen neuen Anlauf vor, den Sonntagsverkauf durch die Hintertür zu erlauben, damit möglicherweise Rechtsbruch in Kauf zu nehmen und sich über höchstrichterliche Urteile hinwegzusetzen. Sie verabschiedet sich damit gleichzeitig von den ureigensten Zielen der Grünen für nachhaltigeres Wirtschaften.
Weniger Konsum und mehr Nachhaltigkeit war gestern
Neubaur hatte erklärt: “Unsere Innenstädte haben noch mit den Folgen der Corona-Pandemie und neu an der Kaufzurückhaltung der Menschen zu kämpfen. Verkaufsoffene Sonntage sind dabei einer der Bausteine für lebendige Innenstädte, insbesondere wenn bei Festen oder Märkten auch Kultur Platz findet„ verkaufsoffene Sonntage als Bausteine für lebendige Innenstädte“ zu nutzen. Ein Trugschluss, kritisiert Konrad Nagel-Strotmann, Vorsitzender der KAB-Landesarbeitsgemeinschaft in Nordrhein-Westfalen. Grünes Licht für die Ausweitung des Sonn- und Feiertagsverkaufs seien bei steigender Armut zynisch! „Innenstädte werden nicht durch ständigen Konsum belebt, im Gegenteil: Die völlige Ausrichtung der Innenstädte auf Handel und Konsum hat dort die Mieten für Ladenlokale explodieren lassen und unzählige Ladenbesitzer zur Aufgabe ihrer Geschäfte oder sogar in den Ruin getrieben. Innenstädte werden nicht lebendig durch das Einkaufsverhalten derer, die es sich leisten können, bei gleichzeitigem Ausschluss aller Menschen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen.”
Missachtung von Gesetz und Rechtssprechung
Mit ihren Überlegungen stelle die Ministerin das Grundgesetz auf den Kopf. Denn Ladenöffnungen seien an Sonn- und Feiertagen nur erlaubt, wenn sie als Ergänzung zu einer deutlichen größeren, traditionellen Veranstaltung in unmittelbarer räumlicher Nähe stattfänden, und dürften auch nicht unabhängig davon durchgeführt werden. „Am Ende sind sie ein leeres Versprechen an die Händler, vor allem an die kleinen Betriebe“, resümiert Nagel-Strotmann.
Inflation und Heizkosten treffen Kunden und Händler
Schon jetzt führen Inflation, die Teuerung von Lebensmitteln und explodierende Heizkosten zu steigender Armut. „In dieser Situation auf mehr Konsum und weitere Ladenöffnungszeiten zu setzen, ist schon dreist“, so Nagel-Strotmann. Auch für die Geschäfte bedeuten weitere Sonntagsöffnungen höhere Kosten für Energie. Die KAB Deutschlands setzt sich stattdessen für eine nachhaltige Revitalisierung der Innenstädte ein. Dies beinhaltet kurzfristig eine Mietpreisbremse für Ladenlokale für einheimische Einzelhändler sowie die Bereitstellung von Kulturräumen seitens der Kommunen und der Kirchen. Andere Städte in NRW wie Bochum oder Dortmund machen längst vor wie das gehen kann. Sicher freuen sich die dort Verantwortlichen über einen Besuch der Ministerin und ihrer Berater, um eklatante Wissenslücken, die ihr eigenes Bundesland betreffen, zu füllen. „Langfristig muss die Stadtplanung wegkommen von der Aufteilung der Städte in Wohn‑, Gewerbe- und Einkaufsgebiete, die mit der Entwicklung der autogerechten Innenstädte nach 1945 einhergegangen ist, hin zu Innenstädten, die Begegnungen, Erlebnisse und gemeinsame Aktivitäten der Bevölkerung ermöglichen.“
Mehr Kultur und weniger Konsum ist echt grün!
„Auch die Kirche darf sich nicht auf die Öffnung der Gotteshäuser und Gemeindezentren nur während der Gottesdienste beschränken. „Kulturelle Angebote und Begegnungsmöglichkeiten müssen auch an Wochen- und Sonntagen weiter ausgebaut werden“, so die KAB. Die KAB-LAG NRW umfasst die KAB-Diözesanverbände Köln, Münster, Essen, Paderborn und Aachen.
Kontakt:
Konrad Nagel-Strotmann
KAB-Vorsitzender der LAG NRW
Büro Paderborn
Am Busdorf 7 33098 Paderborn
02381/9157815 konrad. nagel-strotmann @kab-paderborn.de
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