Foto: VisitFrankfurt / Holger Ullmann
Innenstadt neu beleben – ohne Sonntagsöffnung
Frankfurt am Main will City revitalisieren
Sonntagsallianz 02.05. 22 — Immer mehr Städte und Gemeinden sehen sich vor der Herausforderung, verödeten und dahinsiechenden Stadtzentren neues Leben einzuhauchen. Mittlerweile zeigen sich mehr und mehr Stadträte und –verwaltungen einsichtig, dass die Öffnung von Geschäften an Sonntagen das Kernproblem menschenleerer Stadtzentren nicht im Ansatz löst.
Grundsatzbeschluss mit weitreichenden Folgen für die Frankfurter City
Mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Euro hat der Magistrat der Stadt Frankfurt/Main die „Initiative Innenstadt“ beschlossen. „Nicht erst seit der Corona-Pandemie steht die Frankfurter Innenstadt in ihrer Struktur unter erheblichem Druck“, so Sport- und Planungsdezernent Mike Josef. „Zunehmende Leerstände, hohe Mieten und die Konkurrenz durch Onlinehändler machen deutlich, dass eine zukunftsfähige Innenstadt nicht mehr mit dem Einzelhandel als großen Schwerpunkt funktioniert. Sie muss jetzt vielfältiger werden in ihrer Funktion, in der Bewohnerschaft und im Nutzerfeld. Die Reaktivierung der Innenstadt wollen und werden wir von Beginn an aktiv gestalten.“
Mehr Nutzungsmischung – weniger Handel
Mit der „Initiative Innenstadt“ soll der innerstädtische Raum gefördert und die Transformation zu einem zukunftsfähigen Stadtzentrum mit vielfältigen Nutzungen und höherer Aufenthaltsqualität begleitet werden. „Vorrangige Themen dabei sind die Sicherung und Entwicklung der Qualitäten der öffentlichen Räume im Rahmen der Mobilitätswende“, erklärt Mobilitätsdezernent Stefan Majer. „Neben dem Strukturwandel des Einzelhandels und Wohnumfeldverbesserungen geht es in erster Linie um die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch die Umnutzung und Neuaufteilung des öffentlichen Straßenraumes, weg vom motorisierten Individualverkehr hin zu mehr Fuß- und Radverkehr sowie den notwendigen Klimawandelanpassungs-maßnahmen.“
Bürger sollen mitentscheiden
Die Investitionen sollen zur Reaktivierung des innerstädtischen Raums, der Beseitigung von Leerständen sowie zur Förderung der Gastronomie und der kulturellen Nutzung verwendet werden können. “Zudem sollen auch Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft regelmäßig in die Sitzungen eingebunden werden“, so Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst. „Außerdem wird eine ‚Agentur für städtischen Wandel‘ als niedrigschwellige Anlaufstelle eingerichtet. Damit wird ein Ort geschaffen, der Bürgerinnen und Bürgern den Austausch von Impulsen ermöglicht sowie Dialogformate mit der lokalen Wirtschaft.” Außerdem sollen die Bürgerinnen und Bürger auch bei der Digitalisierung aktiv mitwirken können. Hierfür will die Stadt Gremien einrichten, an denen Bürgerinnen und Bürger mit den unterschiedlichsten Hinter- und Beweggründen beteiligt sind.
Städte haben die Transformation lange verschlafen
Jahrzehntelang haben die Stadtverwaltungen das Konzept „Laden an Laden“ als das einzig funktionierende für eine lebendige Stadt verkauft. Nun rächt sich auch im Zuge veränderter Kaufgewohnheiten durch den Online-Handel die jahrelange phantasielose und nicht nachhaltige Standortpolitik. Mit stadtluftfestem Einheitsgrün und aneinandergereihten Geschäften allein lässt sich heute „keine Stadt mehr machen“. Desungeachtet greifen einige Städte und Gemeinden immer noch nach dem letzten brüchigen Strohhalm namens Sonntagsöffnung und beleidigen – wie unlängst im baden-württembergischen Nagold — die Gewerkschaften als „Totengräber der Innenstädte“, nur weil diese an höchstrichterliche Urteile zum Sonntagsverkaufsverbot erinnern. Selbst handelsfreundliche Wirtschaftsverbände räumen ein, dass die Innenstädte so wie wir sie kennen, keine Zukunft mehr haben und sich transformieren müssen –neben Konsumangeboten hin zu einem Ort, der auch andere Interessen und Bedürfnisse der Bürger wie Wohnen, Arbeiten, Kultur und Gemeinschaft berücksichtigt.
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