Foto: Der Journalistenrat
Städte orientieren sich nicht mehr am Sonntagsverkauf
Mehr Revitalisierung statt Kommerzialisierung
Sonntagsallianz 8.06.22 — Der Untergang begann mit einem Niedergang des größten Kaufhauses am Platze — und lange vor dem Online-Handel. Am Beispiel der Stadt Oer-Erkenschwick zeigt sich — allmählich wird in den Rathäusern umgedacht und nicht mehr am Ladenschluss und Sonntagsverkaufsverbot gerüttelt. Kaufhäuser und der Handel an sich als Kundenmagneten haben ausgedient.
Das Kaufhaus Klemm war lange Zeit eine Institution in der Stadt. Das vielen Oer-Erkenschwicker Bürgerinnen und Bürgern bis heute noch gut bekannte Warenhaus wurde bereits im Jahr 1984 geschlossen. Es war bis dahin das unbestrittene merkantile Zentrum der Innenstadt. Auch der nahe Einzelhandel in der Stimberg- und Marktstrasse profitierte. Doch das angrenzende Recklinghausen bot mit vielen anderen Geschäften und dem Löhrhof-Center mehr Konsummöglichkeiten. Seit fast 40! Jahren steht das Gebäude nach zahlreichen Zwischennutzungen komplett leer und stellt sich den Besuchern als völlig marode Ruine dar. Der aktuelle Eigentümer des ehemaligen Kaufhauses war und ist weder gewillt noch (finanziell) in der Lage, den weiteren Verfall zu verhindern, der inzwischen auch droht, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gefährden. Gleichzeitig verkamen auch die Einkaufsstrassen mehr und mehr. Statt ansprechende Auslagen starrten den Bürger verdreckte Schaufenster und Bretterverschläge entgegen. Auch mit Sonntagsöffnungen wurde an der Leerstandsmisere zeitweise herumgedoktert — ohne Erfolg versteht sich. Davon ist seit Jahren keine Rede mehr in Rat und Verwaltung.
Mehr Bürgernähe – weniger Geschäfte
Nach jahrelangem bürokratischem Hin und Her lässt die aktuelle Entscheidung der Stadt aufhorchen. Experten der Planungsgruppe „Stadtbüro“ aus Dortmund sprechen gar von einer historischen Chance für Oer-Erkenschwick und haben der Kommunalpolitik ein umfassendes Konzept für den City-Umbau vorgelegt. So soll die historische Mitte von Oer-Erkenschwick mit ihrer städtebaulichen Scharnierfunktion wiederbelebt und damit Impulse für die gesamte Innenstadt gegeben werden, erklärt Planungsingenieur Carsten Schäfer von der Planungsgruppe. Wichtig sei es, dass in diesem Bereich auch nach Geschäftsschluss für eine Belebung gesorgt wird. Der Einzelhandel bekommt für die Zukunft weniger Priorität.
Kultur — Dienstleistung — Freizeit — Erholung
Die Bürger können sich darauf freuen, ihre Stadt zurückzubekommen. In den sanierten beziehungsweise teilerneuerten Gebäuden soll ein Mix aus Wohn‑, Dienstleistungs- und gastronomischen Angeboten sowie Begegnungs-und Veranstaltungsorten entstehen. „Der Einzelhandel hat nämlich im Gegensatz zu früher nicht mehr die Priorität bei einer Innenstadtentwicklung“, so Schäfer und erklärt, dass sich die Zahl der leerstehenden Ladenlokals seit der Erstellung des Einzelhandelskonzeptes vor neun Jahren verdoppelt habe. Zuschüsse vom Land sind der Stadt sicher. Weitere vorwärtsdenkende Investoren für eine lebendige Innenstadt werden weiter gesucht.
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