Foto: Sonntagsallianz
Maximalinvasiver Rechtsbruch
Handelsverband laboriert erneut am Sonntagsschutz
08.05.2024 Sonntagsallianz — Unter dem Titel „Sonntag: Innenstädte stärken, Automaten-Minimärkte nutzen“ hat der Handelsverband Deutschland (HDE) erneut den Sonntagsschutz angegriffen. Einkaufen sei ein Event für die ganze Familie und solle ausnahmsweise im Rahmen der Landesgesetze am Sonntag verlässlich und planbar möglich sein. So wie es im Moment laufe, könne es nicht bleiben, so der HDE.
Türöffner Automatenmärke für generelle Sonntagsverkäufe
Der HDE unterstütze mit Blick auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Branche sämtliche Innovationen und Investitionen der Handelsunternehmen in Digitalisierungsprozesse. Automaten-Minimärkte oder Smart-Stores kämen, so behauptet der HDE, an den Sonntagen gänzlich ohne Personal aus und störten damit die Sonn- und Feiertagsruhe nicht unverhältnismäßig. Für den HDE ist es demnach verhältnismäßig, dass im Hintergrund oder Back office sehr wohl Personal tätig sein muss, so z.B. für die Warenbefüllung oder Überwachung der Kaufprozesse. Aufgrund des verringerten Warenumsatzes sei bei Automaten-Minimärkten die Öffnung an allen Sonntagen im Jahr entscheidend, damit sich diese Konzepte wirtschaftlich trügen, fordert der HDE. Die Digitalisierung der Vertriebswege werde wegen des zunehmenden Personalmangels an Bedeutung gewinnen, warnt der Verband und frohlockt: „Die neue Landesregierung in Hessen (CDU/SPD) hat im Koalitionsvertrag dazu vereinbart: „Um die Versorgung insbesondere im ländlichen Raum zu verbessern, wollen wir die Sonntagsöffnung für vollautomatisierte Verkaufsflächen, die an Sonntagen ohne den Einsatz von Personal auskommen, durch eine Änderung des Hessischen Ladenöffnungsgesetzes ermöglichen.“. Das hessische Arbeitsministerium will zeitnah eine Regelung dazu erarbeiten.“ Der Handelsverband Hessen hat ebenfalls ein Rechtsgutachten erstellen lassen und tritt für eine sogenannte minimalinvasive Änderung des Ladenöffnungsgesetzes mit Ausnahmen vom Sonntagsverbot für vollautomatisierte personenlose Verkaufsstellen ein. Zunächst.…!
Schuld sind die Gewerkschaften
Denn der HDE verlangt im selben Papier auch Sonntagsöffnungen im stationären Einzelhandel mit Verkaufspersonal. Nur so könnten Innenstädte attraktiv und lebendig gehalten werden. Ein Trugschluss, den Stadtplaner längst entlarvt haben. Nicht nur das Kaufverhalten hat sich nämlich stark verändert – Menschen kaufen zunehmend selbst Dinge des täglichen Bedarfs online ein. Schuld an öden Innenstädten ist nicht das Sonntagsverkaufsverbot, sondern eine phantasielose und völlig unattraktive Stadtplanung der letzten Jahrzehnte, die die klassischen Fussgängerzonen haben zu einer schnöden Aneinanderreihung von Läden verkommen lassen. Dazwischen vielleicht etwas stadtluftfestes Cotoneaster-Grün, das in Betonkübeln dahinvegetiert. Angezeigt wäre vielmehr eine innerstädtische Durchmischung aus Konsum, Wohnen, kommunalen Serviceangeboten und Kultur, wissen längst auch die örtlichen IHK´s. Die Fussgängerzone wie wir sie kennen, hat sich überholt. Einen Schuldigen für die Misere hat der HDE aber auch schon ausgemacht. „Immer wieder werden kurzfristig bereits genehmigte Sonntagsöffnungen durch die Gewerkschaft vor den Gerichten weggeklagt. Die Handelsunternehmen bleiben auf getätigter Werbung und auf Personalkosten sitzen. Das Image der Branche leidet unnötig.“ Hätten die Stadträte, die Geschäftsinhaber und auch vor allem der HDE doch vorher nur die Gesetze, Verordnungen und einschlägigen Urteile höchster Gerichte gelesen, die genau vorgeben, unter welchen Bedingungen an Sonntagen überhaupt geöffnet werden darf. Und nichts anderes machen die Gewerkschaften: dieses Recht oder Pflicht auch durchzusetzen.
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